"Gladio" die europaweite Geheimdienstorganisation der NATO, wird jetzt in Belgien aufgelöst. Das beschloss der Ministerrat am 23. November. Auf Verlangen der Mehrheit der belgischen Parteien (vier der fünf Regierungsparteien eingeschlossen) stimmte die Regierung der Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu. Er soll die Aktivitäten jener geheimen Organisation prüfen, die im Falle einer Invasion des Warschauer Paktes dazu bestimmt gewesen wäre, den Widerstand zu organisieren. Der Parlamentsausschuss wird allerdings seine Arbeit erst aufnehmen können, wenn eine bereits laufende Untersuchung bereits abgeschlossen ist: Die Behörden ermitteln zur Zeit, ob "Gladio" in eine Reihe unaufgeklärter Terroranschläge in den 80er Jahren verwickelt war.

Die Schweizer Regierung leugnet bis dato einen Zusammenhang zwischen der "Geheimarmee" p-26 und "Gladio", was aber von Sozialdemokraten und Grünen jedenfalls angezweifelt wird. Die parlamentarische Untersuchungskommission förderte aber bereits genügend belastendes Material über die rund 400 Kaderleute zählende und schwer bewaffnete "Geheimarmee" zutage, um den Bundesrat zu deren Auflösung zu veranlassen. In der Schweiz existieren zwei geheime Dienste, die zu Anfang der 80er Jahre als private Organisationen gegründet wurden, keiner politischen Kontrolle unterstehen und ohne Rechtsgrundlage und Finanzaufsicht mit Bundesgeldern finanziert werden: p-26 (die sogenannte "Geheimarmee") sollte den Widerstand im Besetzungsfall organisieren, p-27 wird in den Pressemitteilungen als "außerordentlicher Nachrichtendienst" bezeichnet. Über die nähere Bestimmung und das weitere Schicksal von p-27 ist noch nichts bekannt. Dem "regulären" militärischen Geheimdienst UNA ("Untergruppe, Nachrichtendienst und Abwehr" des eidgenössischen Militärdepartements) wies die parlamentarische Untersuchungskommission unzulässige Inlandsaktivitäten nach, "von denen der Bundesrat wenig wusste". So hätten Organe der UNA "in einigen wenigen Fällen" ungesetzlich Nachrichten über Personen und Organisationen im Inland, in kindlichem Geheimdienstjargon "von Moskau ferngesteuerte Frontorganisationen" genannt, beschafft. Die Kommission untersuchte in diesem Zusammenhang auch den Fall des Journalisten Andreas Kohlschütter, der dazu beigetragen hatte, dass die Kommission überhaupt von den beiden Kammern des Bundesparlaments eingesetzt wurde. Er war von einem UNA-Beamten (ohne Erfolg) als Informant angeworben worden.